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Pfarrkirche

In einer Urkunde aus dem Jahre 1264 wird ein Priester aus Puchberg erwähnt, namens Fridricus. Es handelt sich sicher nicht um einen Pfarrer. Puchberg war damals Vikariat. Ein Gotteshaus mußte wohl bestanden haben. Seit 1350 ist Puchberg eine eigene Pfarre. Besitzmäßig gehörte Puchberg ab dem 14. Jahrhundert zu dem Herrschaftsgebiet der Burg Stixenstein.

Ab 1549 hatte der Freiherr von Hoyos die Vogtei über die Pfarre Puchberg. Mit dieser Schirmherrschaft über die Pfarre war auch die Verwaltung der Kirchengüter verbunden. Die erste verbriefte Jahreszahl (1498) kann man in der nordöstlichen Ecke am Ende der Kreuzrippe im Atrium (Vorhalle der Kirche im Turm) lesen.

Das nächste Jahrhundert ist markiert in der Jahreszahl 1526 an der Südseite des Kirchenschiffes.

Bis 1871 umsäumt der Friedhof die Kirche. Seit 1872 befindet sich der Friedhof an der gegenwärtigen Stelle (im Volksmund: “Pfarrer-Halt”).
Am 22. April 1945 brennt die Kirche durch die Kriegswunden total aus. In Puchberg wurde ein sinnloser Widerstand von der deutschen Wehrmacht organisiert. Dieser führte zu sinnlosem Blutvergießen und Zerstörung.
Mühsam, doch mit viel Liebe haben die Gläubigen ihre Kirche wieder aufgebaut aus bodenständigem Material: Stein, Sand, Kalk und Holz. Im Juli 1949 bekam die Kirche durch Kard. Dr. Theodor Innitzer die Weihe.

1956 konnte die Glockenweihe stattfinden und der Turm bekam ein Keildach.

Eine Außenrenovierung der Kirche in zwei Etappen gibt dem Gotteshaus ein gepflegtes Aussehen.Die Innenausstattung ist schlicht.
Ein mächtiges Kruzifix im Presbyterium stammt aus einer kleinen Kapelle, die an dem Ostgiebel des alten Pfarrhauses angebaut war und von dem Inferno des Jahres 1945 verschont geblieben ist.
Dem Patron der Kirche ist das nördliche Seitenschiff gewidmet. Ein Ölgemälde auf Holz stellt die Legende über das Leben des heiligen Vitus dar.

Die Marienstatue aus Holz ist eine Arbeit aus dem 19. Jahrhundert.

Die zierliche Statue der heiligen Barbara spendete die Belegschaft des Gipswerkes Puchberg. Die heilige Barbara wird von den Bergleuten als ihre Schutz- und Standespatronin geehrt. Ihr Festtag (4. Dezember) wird jedes Jahr mit einem festlichen Gottesdienst, an dem alle Beschäftigten des Gipswerkes teilnehmen, begangen.

Die Orgel baute ein oberösterreichischer Orgelbaumeister aus St. Florian bei Linz im Jahre 1982. Sie ist in der ursprünglichen Bauart, nämlich mechanisch mit Schleifladen, hergestellt. Die Orgel besitzt siebzehn klingende Register. Damit konnte die letzte Wunde aus dem Zweiten Weltkrieg geschlossen werden.

Die Fenster zur Sonne

Durchblick möchten Fenster gewähren. Durchblick vom mühevollen Leben zur Freude. Das war der Impuls, die Fenster unseres Altarraumes mit bunter Verglasung zu gestalten. Unsere fünf Fenster bieten sich dafür an. Denn nicht zufällig ist unsere Kirche geostet. „Ge-ost-et“ – so nennt man die Bauweise, in welcher der Altarraum nach Osten zeigt. Durch das Westportal betritt man die Kirche.

Als es noch keine elektrische Beleuchtung gab, wurde der Kirchenraum durch den Sonnenaufgang langsam heller. Das Morgenlicht verdrängt die Dunkelheit und treibt sie durch den Westeingang hinaus.

Mit der aufgehenden Sonne erlebte der Beter die Gegenwart Gottes im Licht (Gott ist Licht – Joh 1,9).
Den Kenner dieser Lichtsymbolik fordern unsere Fenster zur Sonne zur Gestaltung heraus. Nach einer zweijährigen Phase der Überlegungen und der Suche, kam es im Herbst 2001 zur Ausschreibung eines Künstler-wettbewerbes.
Inhalt dieses Wettbewerbes: Das bisher Dargelegte darzustellen mit der Auflage, den Stil des Wiederaufbaues (1945 – 1949) nicht zu verletzen. Das heißt die Sprossen in den Fenstern müssen bleiben. Die Gestaltung soll jedoch den Beginn des dritten Jahrtausends erkennen lassen. Diesem Auftrag hat nach der Prüfung durch die Jury der Entwurf von Prof. Godi Hirschi aus Luzern (Schweiz) am besten entsprochen. Er hat das Kreuz, das unseren Altarraum prägt, in seiner Symbolik weitergeführt in der Form des „Tau-Kreuzes“ ( T ).
Vier blaue Säulen (Bäume oder Menschen) heben sich vom Grau ab und streben senkrecht empor. Begrenzt werden sie mit einem Querbalken in den Farben: erdig, rot, gelb und grün.
Die blauen Säulen zeigen die Verbindung zwischen Himmel und Erde. Am deutlichsten ist das erkennbar, wenn sich das blaue Meer und das azurfarbene Firmament berühren.

Auf die biblische Deutung soll näher eingegangen werden:

Erdfarbe: Gott wird Mensch, um uns Menschen mit unserer irdischen Heimat die himmlische Destination zugänglich zu machen.

Rot: Der Balken in der Nähe des Kruzifixes. Gott ist nicht gekommen, um das Leid zu erklären oder es zu beseitigen. Gott trägt das Leid mit. Ja, er selber nimmt das Leid bis hin zum Tod auf sich.

Gelb: Der Blick geht über das mächtige Holzkreuz. Die Rückwand setzt dem Auge eine Grenze. Doch der sonnengelbe Balken im nächsten Fenster gewährt Durchblick und Hoffnung. Der Gekreuzigte wird zum Leben erweckt: „Was sucht ihr den die Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier – auferweckt ist er.“ (Lk 24,5f)

Grün: Der Auferstandene verlässt uns Menschen nicht: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20). Etwas vom Himmel auf die Erde ziehen, das möchten wir Menschen. Die Erde mit „Himmel bereichern“ ist unser Auftrag vom Auferstandenen.

Das Fenster in die Ewigkeit

Himmel verheißt uns das Südfenster. Es ist den Heiligen: Josef – Barbara – Hubertus – Christophorus und Vinzenz gewidmet. In dieser Reihenfolge sind die fünf Rhomben (von oben nach unten) diesen Heiligen zugeordnet. Heilige, die bei uns als Schutzpatrone einen Ehrenplatz haben Josef – Patron der Zimmerleute (19. März), Barbara – Schutzpatronin der Bergleute. Seit 1860 gilt der Barbaratag (4. Dezember) als Ehrentag für die Bergleute (Gipswerk). Hubertus – Patron der Jäger und für alle, die der Schöpfung mit Ehrfurcht begegnen (3. November). Christophorus – Beschützer aller Menschen unterwegs (24. Juli). Viele Gäste kommen zu uns und wollen ihre Eindrücke aus der Natur als gute Erinnerung heil nach Haus bringen. Vinzenz – Patron der Forstarbeiter (22. Jänner).
Die Bäume sind am engsten mit dem Erdboden verwachsen (erdfarbener Rhombus) Fenster zum Himmel sind Menschen, die Gottes Liebe durchscheinen lassen.
Während des Gottesdienstes am Vormittag zieht gleichsam das Heilsgeschehen in Licht und Farbe meditativ vor den Augen der Beter vorbei. Denn die Sonne geht an diesen Fenstern ihrer sphärischen Spur nach. Der Sonnengesang wird zum Bild des Lebensweges.

Die Fenster – Impulse unserer Zeit

Das Material ist „Echt Antikglas“, das heißt mundgeblasene Scheiben. Die älteste Form der Glaserzeugung. Die mundgeblasenen Tafeln haben ein besonderes Flair, eine einmalige Brillanz und Körperhaftigkeit, spezielle Struktur, ein Leuchten der Farbe, eine eigene Individualität.

Der Künstler Godi Hirschi

Geboren 1932 Aufgewachsen am ererbten kleinen Bauernhof seiner Eltern in Root am Hinterberg (Schweiz), wo er mit seiner Frau bis heute eine kleine Schafherde betreut.
Studium: Theologie und Kunstgeschichte.
Bis 1997 Lehrer an der Schule für Gestaltung in Luzern. Seine Farben und Flächen sind Gleichnisse für den Schöpfer, zu dem er dem Betrachter einen Zugang öffnen möchte.
Die Gestaltung von Glasfenstern in sakralen Räumen gehört zu seiner kreativen Leidenschaft und Freude.

Am Sonntag, 18. Oktober 2002 konnte die neue Sakralverglasung präsentiert und gesegnet werden.

Die neuen Fenster im Kirchenschiff

„Die Fenster sind die Edelsteine einer Kathedrale“. Sagen wir bescheidener einer Kirche. Die Fenster in unserem Kirchenschiff sollen keinen Schwerpunkt zu den Fenstern im Altarraum setzen. Die bisherigen Farben gelb und weiß mit einer Grautönung sind erhalten geblieben. Der gelbe und der blaue Stab weisen auf die Sonnenseite und die Nordseite hin.
Diese Naturerfahrung gibt es seit Menschengedenken bei uns in Puchberg. Sie hat sich niedergeschlagen in der geläufigen Bezeichnung „Sonnleitn“ und „Hinterleitn“.
Das kann man wörtlich nehmen: In trockenen Sommern brennt die Sonne die Südseite der Weiden aus. Auf der „Hinterleitn“ (Schattenseite) finden die Rinder noch Futter.
Umgelegt auf das Leben: Hier sprechen wir ebenfalls von der Sonnenseite und der Schattenseite.
Die Kirche ist der Raum, in dem die Sonnenseiten des Lebens gefeiert werden und auch die Schattenseiten im Gebet zur Sprache kommen.

In der Form sind alle Fenster gleich. Ein sanfter Hinweis auf die Gebete der Menschen. Ob einer vorne betet oder hinten, Gott hört jeden ohne Unterschied. Ähnlich ist es beim gemeinsamen Beten. Einige Gebetsrufe ändern sich nicht:

„Herr, erbarme dich unser!
Wir bitten dich, erhöre uns!
Vater unser im Himmel,…“

Eine besonders intensive Wirkung bringt das runde Westfenster zwischen den beiden Orgeltürmen. Dieses „aurorarote“ Antikglas (Durch Beimengung von etwas Gold in die flüssige Glasmasse entsteht das leuchtstarke „Aurorarot“). unterstreicht den Sonnenuntergang. Die Sonne verglüht. Sie wird nicht ausgelöscht wie eine Kerze oder abgedreht wie eine elektrische Lampe. Sie verglüht. Damit ist ausgedrückt: Es wird langsam Nacht.

Therapeuten raten gestressten Menschen, den Tag ausklingen zu lassen. Von der Sonne kann man sich das Beispiel nehmen. Sie meinen damit: Jeder Mensch braucht Zeit, von der Arbeit in die Ruhe überzugehen. Das trägt zur inneren Ordnung und vor allem zu einem guten Schlaf bei.

Die Sonne eilt dem Westen zu
auf ihrer vorbestimmten Bahn,
jetzt senkt der Abend sich herab
und hüllt die Welt in Dunkelheit.

Wir flehn zu dir, o höchster Herr,
ermüdet von des Tages Last:
Mit deinem Segen nehme uns
die Nacht in ihre Ruhe auf.